Zielgruppe: Das untere Drittel der Gaußschen Intelligenzverteilungskurve (UDIK)

©Falter
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Die Wahlplakate der FPÖ lassen uns wissen:  Jetzt soll nach dem 29. 9. auf einmal der Wille des Volkes geschehen. Kickl  soll auf unserer Seite sein, also auf der Seite des Volkes. Das Problem ist: Wer das Volk ist, das bestimmt Kickl. Jetzt sollen wir uns jetzt noch einreden lassen, dass die EU ein Kriegstreiber ist. All diese haarsträubenden Dinge lassen sich fast ein Drittel  der Österreicher einreden, nur weil sie ernsthaft glauben, dass Kickl die Ausländerfrage löst. Laut Plakat „sagt das Herz JA“, aber sorry, das Hirn sagt NEIN!

Denn Kickl ist der Politiker, der mit der kleinsten Wahrscheinlichkeit das Ausländer Problem löst, weil er ja davon lebt.

Angesichts der  endlosen Ketten von Pannen und Pleiten in der FPÖ-Geschichte, von desaströsem Personal, von aberwitzig korrupten Innenansichten der freiheitlichen Denkgebäude im Ibiza Video, von grenzenlos dümmlichen Vorstellungen, wie man der Corona Krise Herr werden kann, angesichts all dessen fragt sich der einfache Bürger und Wähler schon, was hier vor sich geht und ob jeder Dritte in diesem Land übergeschnappt ist.

Die Antwort ist einfacher als man denkt: Kickl hat sich – anders als alle anderen – eine für ihn vernünftige, aber leider gefährliche Zielgruppe ausgesucht: Das untere Drittel der Gauß´schen Intelligenzverteilungskurve (das „UDIK“ ) in unserem Volk, das sind  jene Leute, die sich alles, aber auch schon alles einreden lassen, und wenn es auch noch so hanebüchen und abgeschmackt ist, Hauptsache, es ist simpel gestrickt, so dass es auch durch die kleinste Gehirnwindung geht. Allem voran, dass es hier um Freiheit geht. Das Gegenteil wird der Fall sein.

Und wenn die ganze Brühe noch mit dem Glauben verbrämt ist („Euer Wille geschehe!“), mit dem „gesunden Volksempfinden“ im Einklang steht, dann steht  der Unterwerfungssehnsucht, die wir in vielen Jahrhunderten katholischer Autoritätstradition gelernt haben, nichts mehr im Wege. Unterwerfen ist so schön, weil man das lästige, energieaufwändige Denken  einstellen kann. Als Zuckerguss kommt dann noch das rotzige Aufbegehren gegen „die Eliten“ oben drauf, das sind offenbar die oberen 70% der Gauß´schen Intelligenzverteilungskurve, die uns schon immer zuwider waren. Man fühlt sich vertreten,  wenn ein  Mensch  mit grobschlächtigen Manieren es den Großkopferten und  G´studierten endlich rein sagt. Das ist echt! Das ist Balsam auf das naturgemäß schmächtige EGO.

In einer Zeit, in der Menschen mehr und mehr dem Wahn verfallen, nach dem flüchtigen Blick auf 2, 3 Internetseiten auf Gebieten wie Virologie, Kosmologie und Physik mitreden zu können, gibt es eben auch immer mehr Leute, die sich aus Kickl Aussagen eine Lizenz  zum Mitregieren ausrechnen, wenn sie nur fest genug an den Erlöser, den „Volkskanzler“ Kickl glauben. Genauso entstehen Sekten. Wissenschaft stört da.

Man wählt nicht, sondern man gibt sich selbst auf. Man lese nur die Kommentare zu Kickl Interviews – reihenweise Seelenverkäufe, Selbstüberantwortung, Selbstaufgabe. Danach interessiert dich nichts mehr. Dass Kickl inzwischen zugibt, er schröpft die Kleinen und privilegiert die Reichen, kriegen die gar nicht mehr mit, erstens wegen ihrem Platz in der Verteilung und zweitens, nach der Selbstaufgabe. Es beginnt Abschottung (FPÖ-TV), sektenartiges Gehaben und die Verbreitung von Verschwörungstheorien. Künstlich aufgebaute Angst regiert die Welt.

Man möchte dem UDIK zurufen: Bleibt cool, Leute! Ist alles nur Bluff! Schaut euch doch diese Witzfiguren genauer an! Die Komplexler hoch zu Ross!

Aber Seelenverkäufe sind endgültig und werden aus Gründen der kognitiven Dissonanz selten freiwillig rückabgewickelt. „Gebt mir 4 Jahre!“ rief Hitler am 14. 3. 1933 im Zuge der Verabschiedung des Ermächtigungsgesetzes, „Gebt mir 5 Jahre!“ ruft erstaunlich ähnlich Herr Kickl. Ich fürchte, jetzt gilt es Klartext zu reden: Man sollte sie fragen: Leute, echt, da wollt ihr wirklich dabei sein, beim UDIK?

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1 Response

  1. Dazu passend:

    Ein Fünftel der Menschen in Österreich sei resistent gegen Bildung und fundierte Information, sagte die Sozialwissenschafterin Sylvia Kritzinger diese Woche bei einer Podiumsdiskussion in Wien. Diese seien etwa aus sozialen Medien fehlinformiert, aber überzeugt, dass ihr Falschwissen der Wahrheit entspreche. “Wenn jemand einfach nichts weiß, kann man ihn mit Informationen überzeugen”, sagte sie. Dies funktioniere aber bei der “Kategorie der Missinformierten” nicht.

    https://www.derstandard.at/story/3000000236056

    AFP Lauro Pimentel

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