Offener Brief | Wertekonvent “Prinzip Wien” im Herbst 2024

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Offener Brief an den den Landeshauptmann-Stellvertreter, Wiener Vizebürgermeister und amtsführenden Stadtrat für Bildung, Jugend, Integration und Transparenz Herrn Christoph Wiederkehr, MA zum Thema “Wertekonvent “Prinzip Wien” im Herbst 2024″


Sehr geehrter Herr Vizebürgermeister,
lieber Christoph,

werden beim Wertekonvent “Prinzip Wien” im Herbst 2024 auch einmal die Stimmen der Konfessionsfreien und Humanisten berücksichtigt?

Im Auftrag der Stadt Wien wird der Soziologe und Integrationsexperte Kenan Güngör eine Studie erstellen, im Zuge derer vorhandene Abwertungshaltungen unter Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund in Wien erhoben werden. Gemeinsam wird ergründet, woher diese für das Zusammenleben problematischen Haltungen kommen und wie gegen sie vorgegangen werden kann.

Zudem ist für Herbst 2024 der Wertekonvent “Prinzip Wien” geplant, bei dem Vertreter*innen der verschiedenen Communities, der Religionsgemeinschaften, von Politik und Verwaltung zusammenkommen und über gemeinsame demokratische Werte sprechen. Danach wir entschieden, was getan werden kann, damit sich alle Menschen in Wien auf Grundlage dieser Werte an diese Prinzipien halten.

https://www.wien.gv.at/politik-verwaltung/prinzip-wien.html

Wir, die Konfessionsfreien, die immerhin mehr als 31% der österreichischen Bevölkerung oder – etwas dramatischer für unsere Visualisierung von Mehrheiten – mehr als 51% der Wiener Bevölkerung stellen, fühlen uns bei der Nennung von „Vertreter*innen der verschiedenen Communities, der Religionsgemeinschaften, von Politik und Verwaltung“ nicht nur nicht gehört, sondern bewusst ausgeschlossen.

Wir sehen die „Missstände wie ein mittelalterliches Frauenbild, Antisemitismus, Demokratiefeindlichkeit oder Hass auf LGBTIQ-Personen“ und nehmen sie keinesfalls hin, und das seit 1878. „Eine weltoffene und vielfältige Gesellschaft darf bei existenten und ernsten Problemen nicht wegschauen.“ – schon gar nicht bei nationalen sowie international agierenden Verbänden wie uns, die wir seit mehr als 150 Jahren dafür kämpfen.

Wir wären sehr gerne geladen, und wir geben uns dabei keinesfalls mit der Ansicht der Kirchen über diese Missstände zufrieden. Zumal exakt diese Missstände, und ich zitiere ein zweites Mal das „mittelalterliche Frauenbild, den Antisemitismus, die Demokratiefeindlichkeit oder den Hass auf LGBTIQ-Personen“ abscheulicherweise von den Kirchen selbst produziert wurden. Und nun sollen sie Werte darüber vermitteln? Bitte keine zweite Täterschutzkommission, es reicht schon mit einer Ombudsstellegegen Gewalt und sexuellen Missbrauch im kirchlichen Bereich.

Und wo wir gerade schon einmal dabei sind, möchte ich gerne Wien in Zahlen erwähnen. Obwohl Wien in seiner Statistik, und da wiederhole ich mich schon wieder, mehr als 51% Konfessionsfreie aufweist, sind diese nicht einmal in einem Nebensatz in der Landesstatistik Wien 2022 erwähnt. Das nenne ich keine großartige Berücksichtigung einer respektablen Mehrheit! Wann entdeckt die Politik diese Mehrheit? Siehe https://www.wien.gv.at/statistik/publikationen/wien-in-zahlen.html

Wir werden uns sehr über eine Reaktion freuen.

Ich achte Dich
Andreas

Dr. Andreas Gradert, MSc MA
Humanistischer Verband Österreich, Präsident



Presseschau zum Thema, mit teilweise unterirdisch rechtsradikalen Kommentaren.

t.b.c.

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Dr. Andreas Gradert

Andreas Gradert studierte Theologie an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Psychologie an der University of Liverpool, Wirtschaftswissenschaften am MIT und Mediation am Wifi Salzburg und bei Lis Ripke.

Seit 22 Präsident des Humanistischen Verbandes Österreich, seit 24 der giordano bruno stiftung Österreich, früher im Präsidium Lebenshilfe Salzburg, jetzt im Präsidium Atheisten Österreich , aktiv im Zentralrat der Konfessionsfreien, bei der EU Fundamental Rights Agency, den Skeptikern, den Effektive Altruisten und diversen Menschenrechtsorganisationen sowie Beirat in der Österreichischen Gesellschaft für ein humanes Lebensende.

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