Olympia unter dem Kopftuch?

Die Sports and Rights Alliance (SRA) ist ein Zusammenschluss von NGOs wie Human Rights Watch und Amnesty International. Sie setzen sich dafür ein, dass Sportveranstaltungen Menschenrechte, faire Arbeitsbedingungen, Umweltschutz und Anti-Korruptionsmaßnahmen respektieren.

An einem am 24.Mai an IOC-Präsident Thomas Bach versandten Brief erfolgt der Aufruf, alle französischen Sportbehörden aufzufordern, alle Verbote aufzuheben, die Sportlerinnen das Tragen eines Hidschābs versagen. Sowohl bei den Olympischen Spielen als auch zu allen Zeiten und auf allen sportlichen Ebenen.

Im gleichen Atemzug wird darauf hingewiesen, dass das IOC Paris 2024 als erste geschlechterparitätische Olympische Spiele feiert und genau deswegen die Diskriminierung von Frauen und Mädchen besonders besorgniserregend sei. Eine Reaktion auf den Brief habe es bislang nicht gegeben, hieß es in einer digital abgehaltenen Pressekonferenz.

Gelten andere Regeln?

Als laizistisches Land verbietet Frankreich seinen Sportlerinnen, Hidschāb zu tragen, wenn sie an den Olympischen Spielen teilnehmen, selbst wenn das Reglement ihrer Sportart das erlaubt.

Im März hat Sportministerin Amélie Oudéa-Castéra den Laizitätsgrundsatz nochmals betont. Frankreich halte sich bei den am 26. Juli beginnenden Spielen an die Regeln des IOC und der Olympischen Charta, die das getragene Kopftuch als kulturelles Zeichen auslegen.

Allerdings gelten für die französischen Mannschaften andere Regeln, die nicht im Widerspruch zur Olympischen Charta stehen. Die französische Verfassung beinhaltet die religiöse Neutralität von Personen, die Frankreich und den öffentlichen Dienst repräsentieren, was das Tragen eines Schleiers oder eines anderen offensichtlichen Zeichens religiöser Zugehörigkeit für unsere Athleten nicht zulässt, wenn sie das Land repräsentieren.

Minky Worden, Direktorin für globale Initiativen bei Human Rights Watch, erinnerte an die Erlaubnis zum Tragen von Kopftüchern bei zwei bedeutenden Sportverbänden. Der internationale Fußballverband FIFA stellte seine Regularien 2014 um und der internationale Basketballverband FIBA zog 2017 nach. Spätestens zu diesem Zeitpunkt hätten die Verbote ihr Ende finden müssen. Stattdessen spiegele sich der besorgniserregende Anstieg der Islamophobie in der französischen Gesellschaft auch im Sport und in der Durchsetzung der Kleidungsvorschriften wider, sagte Monica Costa, die für Amnesty International arbeitet.

Ebenfalls kritisch äußert sich die Basketballspielerin Diaba Konaté. Frau Konaté betonte die besondere Ehre für Frankreich in der U18 im Drei-gegen-drei-Basketball zu spielen.

Doch Konaté, die mit ihrer amerikanischen College-Mannschaft an der University of California Irvine im März am Finalturnier „March Madness“ teilgenommen hatte, malt ein düsteres Zukunftsszenario und hebt mahnend hervor. Als Muslima, die sich entschieden hat, Kopftuch zu tragen, kann sie ihre sportlichen Ambitionen nicht mehr ausleben. Sie ist frustriert, dass sie durch ihren Entschluss, ein Kopftuch zu tragen, nun nicht mehr für Frankreich spielen darf. Und das trotz der Tatsache, dass sie zuvor immer zu hören bekam, sie wäre ein Teil der Familie.

In ihrer gesamten College-Sportkarriere in den Vereinigten Staaten habe ihr das Kopftuch keinerlei Probleme bereitet. Nun mache sie sich Sorgen, wenn sie daran denke, nach Frankreich zurückzukehren.


Begriffserklärungen:

  • Sports and Rights Alliance (SRA) ist ein Zusammenschluss von NGOs wie Human Rights Watch und Amnesty International. Sie setzen sich dafür ein, dass Sportveranstaltungen Menschenrechte, faire Arbeitsbedingungen, Umweltschutz und Anti-Korruptionsmaßnahmen respektieren.
  • Hidschāb: Der Begriff Hidschāb, (auch Hidschab oder Hijab genannt) kann mit „Hülle, Vorhang, Schleier, Kopftuch, Schirm“ übersetzt werden. Er bezieht sich auf verschiedene Arten der Abtrennung von Frauen, insbesondere in Form der Verschleierung oder Bedeckung des Kopfes. In der weit verbreiteten Ansicht wird die Absonderung der Frau als ein grundlegender Bestandteil der gesellschaftlichen und normativen Ordnung im Islam betrachtet.

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Peter Jaglo

Peter Jaglo studierte Wirtschaftsingenieurwesen an der Hochschule Offenburg und Master of Business Administration an der Hochschule Koblenz. Seit 2024 ist er für die Social Media Aktivitäten des Humanistischen Verbandes Österreich verantwortlich. Seit mehreren Jahren ist er im Bereich Umweltschutz aktiv und unterstützt verschiedene Menschenrechtsorganisationen.

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