Oberhummer Award 2024

Heinz Oberhummer Award 2024
Heinz Oberhummer Award 2024

Die Verleihung des Oberhummer Awards an den „Methodisch Inkorrekt Podcast“ im Rahmen der Langen Nacht der Forschung

Am 24. Mai 2024 fand die traditionelle Lange Nacht der Forschung an rund 270 Ausstellungsorten in ganz Österreich statt. Es standen ca. 2.800 Stationen, Führungen, Workshops, Vorträge, Live-Präsentationen und sogar Experimente zum Mitmachen bereit, um Jung und Alt zu begeistern und zum Staunen zu bringen. Mein Höhepunkt des Abends war die diesjährige Verleihung des Heinz Oberhummer Award für Wissenschaftskommunikation an die Podcaster vom Methodisch Inkorrekt Podcast. Der Heinz Oberhummer Award wird seit 2016 von den Science Busters gemeinsam mit der Karl-Franzens-Universität Graz, der Technischen Universität Wien, der Stadt Wien, dem Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (BMSGPK), dem Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBWF), dem ORF und Radio FM4 vergeben.

Mein Weg zur Preisverleihung führte durch den Alsergrund zur Hofburg, somit hatte ich viele medizinische Themen vor mir. Ich nahm drei gute Freund:innen mit und wir begannen um 17 Uhr in der St. Anna Kinderkrebsforschung, Zimmermannplatz.

Im obersten Stockwerk wurde an einem historischen Beispiel erklärt, wie man wissenschaftliche Arbeiten, also, Studien, machen muss. Der pastafarianische Schotte James Lind (1716 – 1794) fuhr als Schiffsarzt zur See und ist dafür berühmt, eine Therapie von Skorbut durch Zitronensaft gefunden zu haben. Dafür nahm er die erkrankten Seemänner, teilte sie in etliche Gruppen ein und verabreichte verschiedenste infrage kommende Anwärter für ein Medikament gegen Skorbut.

Lind hat noch viele andere Neuerungen an Bord eingeführt: Destillation von Meerwasser, um Trinkwasser zu gewinnen; Lüftungen, um die Feuchtigkeit zu bekämpfen; Hygiene und verbesserte Kleidung; Ausräuchern mit Schwefel und Arsen zur Desinfektion.

Ein Schwerpunkt der Krebsforschung an sich ist die Untersuchung von explantiertem Krebsgewebe auf alle nur erdenkliche Arten. Eine Arbeitsgruppe versucht auch, Krebsgewebe mit der Genschere CRISPR/Cas gezielt zu verändern, um Modelle für Krebs jeglicher Art zu erzeugen.

Die nächste vorgestellte Arbeitsgruppe beschäftigt sich mit den Stammzellen, aus denen sich das Immunsystem entwickelt.

Manchmal kommt es auch zu einer Mutation zu einer Krebszelle. Die Frage ist nun, ob die Wucherung vom Immunsystem früh genug erkannt und vernichtet werden kann oder auch nicht …

Unser zweites Ziel befasst sich wiederum mit Krebs, das Zentrum für Krebsforschung der Medizinischen Universität Wien in der Borschkegasse.

Wir erhielten eine Führung ins Labor der Bioinformatiker:innen, wo wir erfuhren, wie die Tumorzellen mittels maschinellem Lernen in verschiedene Gruppen kategorisiert werden. Auf diese Weise erforscht man Therapieresistenzen und versucht, sie zu minimieren.

Als nächstes kamen wir in das Immundiagnostische Labor, Lazarettgasse 19. Es wurde uns die Durchflusszytometrie vorgeführt. Dies ist eine Standardmethode, die mit Laserlicht jede einzelne Zelle in der Probe nach Form, Größe und Fluoreszenz vermessen kann.

Ein wichtiges Forschungsthema ist die Wissenschaftskommunikation. Auch die Teilnahme des Volkes an Forschungsarbeiten, die Citizen Science, gehört dazu.

Genanalysen leisten nicht nur in der Medizin, sondern auch in der Forensik gute Dienste.

Danach machten wir uns auf den Weg zum Heldenplatz, wo viele Stände für die Lange Nacht der Forschung aufgebaut waren.

Im großen Zelt sammelten sich hunderte Menschen zur Preisverleihung. Die Science Busters boten ihren eigens kreierten Gin an, welcher auch als Lackmustest einzusetzen ist😊

Martin Puntigam eröffnete die Zeremonie und begrüßte die Ehrengäste aus der Politik.

Die Preisträger Reinhold Remscheid und Nicolas Wöhrl warteten bereits auf ihren einstündigen Auftritt.

Mit tosendem Applaus begannen sie ihre Show. Sie haben hunderttausende Hörer:innen, viele davon auch in Wien.

Zu ihren Hauptthemen gehört, neben Wissenschaftskommunikation, auch Open-Access-Publikation. Open Access meint, dass die Autor:innen der Arbeit einmalig für die Publikation bezahlen, so dass die Leser:innen gratis darauf zugreifen können. Das alte Modell ist jedoch, dass jede:r Leser:in für jede Arbeit zahlen muss. So kritisieren die beiden die großen Verlage, welche die Wissenschaft zu einem Geschäft machen.

Danach stand der Begriff der Impulserhaltung im Mittelpunkt. Dazu passend führten mehrere kleine Experimente vor, wie eine Rakete aus einer PET-Flasche mit Alkoholdampf als Treibstoff. Es wurde auch ein Video gezeigt, in dem zwei oder vier ungleich schwere Personen frontal ineinanderliefen. Aber keine Angst, sie hatten jeweils einen Gymnastikball umgeschnallt!

Wir alle müssen bzw. können der Wissenschaft vertrauen! Wer dies nicht kann bzw. nicht will, steht vor der Gefahr, Pseudowissenschaften, Geschwurbel und Verschwörungstheorien anheim zu fallen.

Mit der COVID-Pandemie stand die Gesellschaft scheinbar vor einer Spaltung – möge man glauben. Fakt ist jedoch, dass das Vertrauen in die Wissenschaft durch die Pandemie gestiegen ist und nur ein kleiner, aber lauter Teil, der kaum gewachsen ist, Impfgegnerschaft und anverwandte Verschwörungsmythen herausposaunte.

Danach wurde noch ein Experiment auf der Bühne durchgeführt. Zwei Glühbirnen wurden in Serie geschalten – wenn man also eine der beiden aus ihrer Fassung drehte, wurde auch die andere dunkel. (In unseren Haushalten sind alle Verbraucher parallelgeschaltet, sodass sie unabhängig voneinander betrieben werden können.) Danach wurde eine Glühbirne zerschlagen, wobei auch die Glühwendel riss. Der Stumpf der kaputten Birne wurde wieder in die Fassung gedreht und die Spannung wurde eingeschaltet – die andere Birne blieb dunkel.

So weit, so langweilig.

Doch dann kam eine Vorführung, die selbst mir als Elektrotechniker neu war. Mit einem Bunsenbrenner wurde der Glaskörper der zerbrochenen Birne erhitzt, worauf die andere Birne zu Leuchten begann! Flüssiges Glas leitet elektrischen Strom. Doch dieses Experiment hatte noch eine zweite Überraschung bereit: Der Stromfluss durch das Glas erzeugt genug Hitze, um es flüssig zu halten, sodass der Strom auch ohne Bunsenbrenner weiterfließen konnte. Erst, wenn man den Strom abschaltete und eine Abkühlphase abwartete, wurde das Glas wieder zum Isolator.

Ein fixer Bestandteil jeder ihrer Podcastfolgen ist „Der Schwurbel der Woche“, in dem sie Anbieter von pseudowissenschaftlichen Angeboten in die Mangel nehmen. Es wurde eine Kraftpyramide vorgestellt, die es erlaube, die Kraft des Universums für sich nutzbar zu machen.

Sie habe unsagbar vielfältige Eigenschaften.

Um den Anbieter zu trollen, haben sie eine Reklamationsmail verfasst. Da diese Pyramide auch gegen Mikrowellenstrahlung schütze, wurde vorab das Experiment gemacht, die Pyramide in einen Mikrowellenherd zu stellen (NICHT NACHMACHEN!). Worauf sie beschädigt wurde. Der Anbieter dieses esoterischen Humbugs antwortete:

Zum Abschluss der einstündigen Show gaben uns die Beiden noch einen guten Rat:

Vor der Preisverleihung kam es noch zu einem Auftritt der Heinz-Oberhummer-Gedenkband, die einen Hit der 80er zum Besten gaben.

Schließlich erhielten die beiden Podcaster den Preis, der aus Alpakakot und 20.000 Euro besteht. Alpakakot ist ein universeller Glücksbringer, der allem widerstehen kann, wie Heinz Oberhummer in seinen legendären Fernsehauftritten erklärte.

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