FPÖ-Plakatserie: Kickl Unser

Recherchen der Tagespresse zeigen: Der Spruch „Euer Wille geschehe“ bildet nur das erste FPÖ-Sujet einer ganzen Serie. Die Redaktion ging auf Spurensuche und zeigt heute die gesamte Plakatserie.

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Dr. Andreas Gradert

Andreas Gradert studierte Theologie an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Psychologie an der University of Liverpool, Wirtschaftswissenschaften am MIT und Mediation am Wifi Salzburg und bei Lis Ripke.

Seit 22 Präsident des Humanistischen Verbandes Österreich, seit 24 der giordano bruno stiftung Österreich, früher im Präsidium Lebenshilfe Salzburg, jetzt im Präsidium Atheisten Österreich , aktiv im Zentralrat der Konfessionsfreien, bei der EU Fundamental Rights Agency, den Skeptikern, den Effektive Altruisten und diversen Menschenrechtsorganisationen sowie Beirat in der Österreichischen Gesellschaft für ein humanes Lebensende.

1 Response

  1. Euer Wille geschah: Tagespresse siegt gegen FPÖ vor Gericht

    Robert Jäger / APA 7 picturedesk.com (M)

    Halleluja! Das Oberlandesgericht Wien hat die Berufung der FPÖ Niederösterreich abgewiesen und das Urteil des Wiener Handelsgerichts bestätigt. Für die Tagespresse bedeutet das: 5 gute Jahre! Die FPÖ kann nur noch eine außerordentliche Revision beim Obersten Gerichtshof erheben. Diese ist aber in Fällen wie diesem zumeist aussichtslos.

    „Euer Wille geschehe“, plakatiert FPÖ-Gottkanzler Herbert Kickl aktuell im ganzen Land, der Klingelbeutel der Partei ist prall gefüllt mit Rubel. Und tatsächlich: Die allmächtige Justiz hat unsere Fürbitten erhört – und die Tagespresse freigesprochen. Frei von aller Schuld, frei von allen Sünden, frei von allen Anwaltskosten. Uns gebührt die Freiheit, der FPÖ gebühren Gerichtsgebühren. Amen!

    Unsere Gebete wurden erhört. Seit Monaten beginnt im Tagespresse-Büro, inspiriert von unserem allmächtigen Landesvater Herbert, der katholische Arbeitstag mit einem Rosenkranz, einem Ave Maria und einem Vater unser.

    Die Mannerschitten auf den Tischen haben wir längst gegen Oblaten getauscht und unseren Espresso brühen wir ausschließlich mit Weihwasser auf. Auch der Betriebsausflug ins Casino Mikulov wurde durch eine Wallfahrt nach Mariazell ersetzt. Für jede blasphemische Pointe peitschen wir uns sechs Stunden lang im Innenhof aus und starren dabei auf Kickls göttliches Antlitz, das uns vom Wahlplakat gütig entgegen lächelt.

    Im Gegensatz zur FPÖ lebt die Tagespresse-Redaktion tatsächlich nach der christlich-sozialen Lehre und plakatiert sie nicht nur im Wahlkampf, um bei nächster Gelegenheit Herbergssuchende aus dem Nahen Osten aus dem Stall zu zerren und abzuschieben.

    Auch das Gericht sah dies offenbar so. Es urteilte gegen die blasphemischen Heiden der FPÖ, die gerne auf Sonnwendfeiern irgendwelche germanische Götter anbeten, und urteilte im Sinne des Gottesstaates Österreich für die Tagespresse, das katholische Sprachrohr des Herrn.

    Der Glaube in diesem Land ist wiederhergestellt. Der Glaube, dass Österreich eine Nation echter Katholiken ist, die zusammenhalten, auch wenn sie nicht immer die Kirchensteuer zahlen (sorry). Ein Land, das sich nicht missbrauchen lässt von einem Herbert, der heimlich zuhause bei Vollmond Runen auflegt und seinen satanistischen Thor anfleht, um dann im Wahlkampf den normalen Katholiken rauszuhängen.

    Klare Worte
    Das OLG Wien hält in seinem Urteil fest, dass Gastwirte keineswegs so debil sind, wie die FPÖ wortreich und inhaltsarm durch zwei Instanzen durch argumentiert hat. Ja, ein durchschnittlicher Wirt, der einen Betrieb leitet und Löhne zahlt, verfügt auch über die geistigen Fähigkeiten, „Gabalierlaberl“ und „Andreas-Hofer-Schnitzel“ als Satire zu erkennen.

    Nun heißt es für die FPÖ: Zahltag 🤑

    „Euer Geld für unsere Leut’“, steht bereits in großen Lettern plakatiert an der Tagespresse-Bürowand. Insgesamt verschleuderte die FPÖ Niederösterreich für ihren mutigen Kampf gegen 500 satirische Fake-Briefe die unheilige Summe von 46.876,94 EUR. Das entspricht umgerechnet einem halbseitigen Marketingkonzept der Ideenschmiede, oder drei Monatsgehältern des Anti-Eliten-Kämpfers Herbert Kickl, der sich sein ganzes Leben lang ausschließlich vom verhassten „System“ finanzieren lässt.

    Die Summe teilt sich auf in:

    5.372,40 EUR Gerichtsgebühren
    16.749,25 EUR zugesprochener Kostenersatz an uns (@ Udo: IBAN ist im Impressum, wenn du nicht pronto zahlst, pfänden wir deinen Gebetsteppich)
    22.392,79 EUR für den FPÖ-Anwalt (zwei Prozesstage á zwei Stunden, drei Schriftsätze, vier Emails)
    sowie 2.362,50 EUR Anwaltskosten für die Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft
    Die Partei wird die Burschi-Schleife also enger schnallen müssen, für die FPÖ beginnt die Fastenzeit nämlich schon im September. Fast 50.000 Euro – wie viel ist das eigentlich umgerechnet in Crystal Meth? Wenn finanziell alle Stricke reißen, laden wir Udo Landbauer zu Weihnachten auf eine mittelrohe Fleischschnitte in ein niederösterreichisches Wirtshaus ein.

    Letzte Instanz
    Wie geht es jetzt weiter? Der FPÖ steht noch der Gang zum Obersten Gerichtshof offen. Aber um uns auf diesem Wege doch noch ins juristische Fegefeuer zu verbannen, dafür ist fast schon göttliche Intervention erforderlich (oder eine Razzia im OGH durch Neo-Justizminister Martin Sellner).

    Sollte die FPÖ auch vor dem Obersten Gerichtshof scheitern, bleibt ihr nur noch der Gang zum Jüngsten Gericht. Für diesen Schritt wünschen wir der Nachfolgepartei der NSDAP mit regelmäßigen rechtsextremen Einzelfällen, Unterstützung des russischen Angriffskriegs und von den Steuerzahlern finanzierter Nächstenliebe in Form von Luxus-Spesen für abgehobene FPÖ-Schnösel viel Glück! Vielleicht geschieht euer Wille ja nächstes Mal.

    Amen und Gott segne unsere Kanzlei Höhne, In der Maur & Partner, sowie alle unsere Abonnentinnen und Abonnenten, die uns mit ihrer Unterstützung helfen, unsere Arbeit trotz aller Widrigkeiten fortzusetzen.

    Die Redaktion

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