Humanistischer Freitagssalon
Prof. Dr. Dr. h.c. Julian Nida-Rümelin
online
Beginn 18:00 Uhr
Impulsvortrag: Prof. Dr. Dr. h.c. Julian Nida-Rümelin
Der Naturalismus als Weltanschauung ist ein Begleitphänomen des Erfolges der Naturwissenschaften seit dem späten 18. und frühen 19. Jahrhundert. In unterschiedlichen Varianten vertritt er die These, dass ausschließlich die Naturwissenschaften unser Weltwissen erschließen und alle anderen Formen des Wissens und der Erkenntnis in letzter Instanz auf sie zurückgeführt werden müssen. Im Vortrag wird deutlich werden, warum jede Form des Naturalismus mit einer humanistischen Perspektive auf den Menschen und seine Lebenswelt unverträglich ist und die ethischen Grundlagen einer humanen Lebensform gefährdet.
Der Referent studierte Philosophie und Physik im Doppelstudium, promovierte und habilitierte bei dem Wissenschaftstheoretiker Wolfgang Stegmüller in München. Er versteht sich als humanistischer Philosoph (Humanistische Reflexionen, Suhrkamp 2016, Digitaler Humanismus (Piper 2018, 2023, engl. Open Access), er war bis 2020 Lehrstuhlinhaber für Philosophie und politische Theorie an der LMU München und ist seit 2022 Rektor der Humanistischen Hochschule Berlin.
Moderation: Katrin Raczynski (Humanistischer Verband Deutschlands – Bundesverband)
Teilnahme:
Zur Teilnahme ist keine Anmeldung notwendig.
Der Link zur Teilnahme wird hier rechtzeitig bekannt gegeben.
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Ich bitte um die Berücksichtigung und Beantwortung der Frage, ob der Referent, aber auch die Humanisten Österreichs sich gegen Nachhaltigkeit als Prinzip und politisches Ziel aussprechen oder nicht?
Schließlich baut die politische Idee einer nachhaltigen Entwicklung auf einem naturalistischen Weltverständnis auf, wie es hier aus Perspektive von amerikanischer Philosophie nachgezeichnet wird.
Bron Taylor hat dies in seinem Buch “Dunkelgrüne Religion” ebenso anschaulich dargelegt.
Die lange umstrittene GAIA-Hyopthese Lovelocks ist nun so richtig in der Mitte der Gesellschaft angekommen.
Sie wird genau als DIE Lösung der globalen Probleme präsentiert. Nur mit dem naturalistischen Weltbild der GAIA-Hypothese schaffen wir es, dass es eine gute Zukunft gibt.
All das ist konkretes Ergebnis von 20 Jahren Bildung für nachhaltige Entwicklung, die seit den 2000er Jahren unter dem Lead der UNESCO sie ins Bildungs-und Wissenschaftssystem implementiert wurde, wie hier beschrieben ist:
Auf dem Weg zu einem nachhaltigen Hochschul- und Wissenschaftssystem. Hochschulen und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen wirken als Impulsgeberinnen für eine Nachhaltige Entwicklung in der Gesellschaft. Sie entwickeln Lösungsansätze für drängende gesellschaftliche Herausforderungen aus ihrer Forschung heraus und bilden Entscheidungsträger(innen) von morgen aus. Zugleich sind sie als Arbeitgeberinnen und Ressourcenverbraucherinnen wichtige Akteure in ihrer Region und können als Vorbilder agieren. Damit das gelingt, unterstützt das Bundesministerium für Bildung und Forschung mit der Initiative Nachhaltigkeit in der Wissenschaft die Nachhaltigkeitstransformation des Wissenschaftssystems in all seinen Handlungsbereichen.
Die bildungspolitische Strategie der Bundesregierung (dank der Arbeit der UNESCO nicht nur in Österreich) zielt doch gerade darauf ab, das naturalistische Weltbild einer nachhaltigen Entwicklung in alle Lernfelder zu integrieren.
Aber das ist noch nicht alles. Es geht noch weiter. In der Schweiz untersucht Wissenschaft, ob die GAIA-Lebensphilosophie nicht doch neue Weltreligion werden könnte:
„Der Begriff Dunkelgrüne Religion umfasst für ihn ein breites Spektrum: von Menschen, die Rituale in der Natur durchführen, bis zu Menschen, die sich vor allem auf die westliche Wissenschaft stützen. Für viele sei die westliche Wissenschaft unbestritten.
Es gibt aber andere, die glauben, dass nicht alles durch wissenschaftliche Methoden erklärt werden könne. Oftmals seien es Erfahrungen in der Natur, die einem das Gefühl vermitteln, dass es noch mehr gebe, meint Bron Taylor.”
In dieser Perspektiven-Sendung wird ausgelotet, was Naturspiritualität alles sein kann, und der Frage nachgegangen, ob das bald einmal eine neue Weltreligion sein könnte“.
Da beißt sich ideengeschichtliche Katze unauflösbar in den eigenen Schwanz. Ich bin etwas erstaunt, dass die Humanistischen Verbände nicht schon längst zu diesem Thema sich geäußert haben. Gibt es seitens der Humanisten Österreich Ideen, wie diese Unvereinbarkeit aufgelöst werden könnte?
Ob sich Prof. Nida-Rümelin in seinem Vortrag gegen die Nachhaltigkeit als Prinzip und politisches Ziel aussprechen wird, das kann ich nicht zu sagen.
Ob das Österreichs Humanisten in ihrer Gesamtheit tun, kann ich Ihnen auch nicht sagen, wir versuchen den Grundsatz “Anders ist nicht automatisch falsch!” zu leben.
Meine Meinung dazu: Nein, ich spreche mich nicht gegen Nachhaltigkeit als Prinzip und politisches Ziel aus. Im Gegenteil, viele humanistische Werte stehen in Einklang mit den Prinzipien der Nachhaltigkeit. Humanismus fördert rationales Denken, ethische Verantwortung und soziale Gerechtigkeit, was auch den verantwortungsvollen Umgang mit natürlichen Ressourcen und den Schutz zukünftiger Generationen umfasst. Ich kann aber auch eine mehr anthropozentrische Perspektive verstehen, bei der menschliche Bedürfnisse im Vordergrund stehen. Dabei wird jedoch nicht zwangsläufig die Nachhaltigkeit abgelehnt, sondern eher darauf geachtet, dass nachhaltige Maßnahmen auch den menschlichen Fortschritt und das Wohlbefinden unterstützen.
Grundsätzlich unterstützen Humanisten eine nachhaltige Entwicklung, solange diese in Einklang mit menschlichen Werten, Freiheit und Lebensqualität steht.
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Der Satz „Nur mit dem naturalistischen Weltbild der GAIA-Hypothese schaffen wir es, dass es eine gute Zukunft gibt“ ist so nicht ganz richtig.
Die GAIA-Hypothese zeigt uns, dass die Erde ein vernetztes, selbstregulierendes System ist und betont die Bedeutung von Umwelt- und Klimaschutz. Sie hilft, das Bewusstsein für die Natur und unsere Verantwortung zu stärken.
Aber um eine gute Zukunft zu schaffen, brauchen wir mehr als nur diese Sichtweise. Es braucht auch soziale Gerechtigkeit, technologische Innovationen, wirtschaftliche Veränderungen und politische Maßnahmen. Ein Zusammenspiel verschiedener Ansätze ist nötig, um nachhaltige Lösungen zu finden. Die GAIA-Hypothese ist ein wichtiger Beitrag, aber nicht der einzige Weg zu einer besseren Zukunft.
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Die Schweizer Untersuchung kenne ich. Und finde sie falsch. Warum:? Weil sie eine religiöse Interpretation mit naturwissenschaftlichen Beobachtungen vermischt. In einem naturalistischen oder humanistischen Kontext, der die Welt ohne übernatürliche Annahmen erklärt, würde ich sagen, dass Naturphänomene auf natürlichen Prozessen basieren, ohne eine göttliche Dimension.
Eine Religion, auch wenn es eine dunkelgrüne ist, ist ein Glaubenssystem. Soll es dazu dann auch eine Kirche als organisierte Institution geben, die diesen Glauben fördert und strukturiert?
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Sie fragen: Gibt es seitens der Humanisten Österreich Ideen, wie diese Unvereinbarkeit aufgelöst werden könnte?
Bitte konkreter…