DearMEP – Freie Software, um den Menschen in Europa eine Stimme zu geben

Eine sehr interessante Initiative in Form einer Software hat der Wiener Verein epicenter.works programmiert.

Zur Geschichte des Vereins:

epicenter.works ist aus dem Arbeitskreis Vorratsdaten Österreich (AKVorrat) hervorgegangen, welcher seit 2010 in Österreich aktiv ist. 2014 hat der AKVorrat nach jahrelangem Widerstand die Abschaffung der Vorratsdatenspeicherung erwirkt. Die Klage vor den Höchstgerichten in Europa (EuGH) und Österreich (VfGH) hat zur Aufhebung dieser Form von anlassloser Massenüberwachung geführt.

Seitdem tritt die Organisation mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln gegen überbordende Überwachung und für das Grundrecht auf Privatsphäre ein. 

Internet und digitale Daten sind nicht greifbar und werden oft nicht als reale Bedrohung wahrgenommen. Sie besitzen weder Körper noch Materie und genau wie Angst vor Geistern wird sie von vielen als irrational und nicht relevant erachtet. Etwas ohne Materie, nicht sicht- oder fühlbares scheint eigentlich keinen Einfluss auf den Menschen haben. Internet, Tracking, Daten, usw. sind allerdings keine Geister. Es sind Programme, Statistiken und Fakten, die zwar in digitaler Form existieren, aber trotzdem real sind und unser Leben beeinflussen.

Der AKVorrat bzw. epicenter.works will keine Angst vor Geistern schüren, wir informieren, zeigen konkrete Gefahren und Einschnitte in die Rechte der Bevölkerung auf, welche nicht gleich sichtbar sind.


Zur Software lasse ich epicenter.works selbst sprechen.

DearMEP – Freie Software, um den Menschen in Europa eine Stimme zu geben

Nach fast zwei Jahren intensiver Entwicklung stehen wir kurz vor der Veröffentlichung von „DearMEP“. Es ist also Zeit für eine kleine Vorschau: DearMEP ist ein freies Software-Tool, das es den Bürger:innen ermöglicht, ihren gewählten Abgeordneten mitzuteilen, was ihnen am Herzen liegt. Denn jede:r verdient gehört zu werden.

Jeden Tag werden in der EU wichtige Entscheidungen getroffen. Obwohl es 705 gewählte Abgeordnete gibt, scheint die EU für ihre Bürger:innen oft unerreichbar zu sein. Wie lauten die E-Mail-Adressen und Telefonnummern der Politiker:innen und welche sind ihre Profile in den sozialen Netzwerken? Sind sie gerade in Brüssel oder in Straßburg? Wie viel kostet es überhaupt, jemanden in Frankreich anzurufen? Was soll man zu ihnen sagen? Und macht es überhaupt Sinn, mit dieser Person zu sprechen, oder ist sie so grundlegend gegen das eigene Anliegen, dass es Zeitverschwendung wäre?

DearMEP – bringt Politik in jedes Wohnzimmer

DearMEP schließt diese Lücke. Das freie Software-Tool macht es allen leicht, sich zu beteiligen und Politiker:innen zu erreichen, wenn Entscheidungen über ihre eigene Zukunft getroffen werden. Mit diesem Tool muss man nicht im Detail wissen, wie die EU funktioniert. DearMEP erkennt die Sprache und das Land des Users und wählt automatisch die Abgeordneten des Europäischen Parlaments aus, die am ehesten zu überzeugen sind. Es lernt auch ständig, wie sich die Position von Politiker:innen aufgrund von Interaktionen mit Bürger:innen verändert haben könnte. All dies trägt dazu bei, dass die Zeit der Bürger:innen optimal genutzt wird, indem sie in jeder Kampagne Politiker:innen aus der beweglichen Mitte anrufen. Wenn man mit einer oder einem bestimmten Abgeordneten sprechen möchte, kann man diese Person natürlich auch selbst in der Suchleiste auswählen.

Den Europäer:innen eine Stimme geben!

Alles, was Bürger:innen tun müssen, ist, ihre eigene Telefonnummer zu verifizieren und den Anruf zu starten – völlig kostenlos, denn DearMEP wickelt sogar den Anruf selbst ab (über das europäische Unternehmen 46Elks). Es ruft den User automatisch an und verbindet ihn direkt mit dem oder der ausgewählten Politiker:in. Du möchtest deine Argumente vor dem Telefonat auffrischen? DearMEP hat auch dafür vorgesorgt. Vor dem eigentlichen Gespräch können sich die User die wichtigsten Argumente zum jeweiligen Thema ansehen oder auf ihrem Telefon anhören.

DearMEP ermöglicht sogar geplante und wiederholte Anrufe, zum Beispiel jeden Montag und Donnerstag um 15:30 Uhr. Auch hier muss man sich nichts merken, denn das Tool ruft den User automatisch am festgelegten Tag zur festgelegten Uhrzeit an.

Leicht anpassbar für jede Kampagne

DearMEP ist sofort für jede Kampagne einsatzbereit, die sich mit einer Plenarabstimmung im Europäischen Parlament befasst. Dank des leicht anpassbaren Designs kannst du DearMEP als NGO oder andere Aktivistengruppe aber auch an die Bedürfnisse deiner eigenen Kampagnen anpassen, auch über die EU hinaus. Nationale Parlamente, Regierungen, andere Versammlungen, was immer du möchtest. Sogar E-Mail- oder Social-Media-Kommunikation wird eine Option sein, um Politiker:innen direkt zu erreichen.

Wir sind der Meinung, dass Werkzeuge zur Förderung der politischen Teilnahme frei und für alle leicht zugänglich sein sollten. Deshalb werden die Rechte, DearMEP zu nutzen, auf den Quellcode zuzugreifen, ihn für die eigenen Bedürfnisse zu modifizieren und weiter zu verbreiten, in der freien Softwarelizenz von DearMEP (AGPL) garantiert.

Datenschutz an erster Stelle

Als NGO für digitale Rechte nehmen wir den Schutz der Privatsphäre sehr ernst. Deshalb reduziert DearMEP die Verarbeitung personenbezogener Daten auf das absolute Minimum, hält sich eng an Privacy-by-Design und Privacy-by-Default und ist natürlich vollständig DSGVO-konform. Selbstverständlich werden Telefongespräche nicht aufgezeichnet, um die Anonymität der Bürger:innen zu schützen.

Verwende DearMEP bald für deine Kampagne!

Ihr seid eine NGO oder eine andere Gruppe von Aktivist:innen und plant eure nächste Kampagne? Sprecht uns an! Wir haben dieses Tool ursprünglich für das Chatkontrolle-Gesetz entwickelt und werden den Quellcode öffentlich freigeben, sobald die Verhandlungen über dieses Gesetz abgeschlossen sind. Wir befinden uns in der Endphase der Entwicklung und werden bald bereit sein, DearMEP für andere Kampagnen zur Verfügung zu stellen.

Ich finde das großartig, die Überlegungen und die Umsetzung davon, und kann es jedem ans Herz legen.

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Dr. Andreas Gradert

Andreas Gradert studierte Theologie an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Psychologie an der University of Liverpool, Wirtschaftswissenschaften am MIT und Mediation am Wifi Salzburg und bei Lis Ripke.

Seit 22 Präsident des Humanistischen Verbandes Österreich, seit 24 der giordano bruno stiftung Österreich, früher im Präsidium Lebenshilfe Salzburg, jetzt im Präsidium Atheisten Österreich , aktiv im Zentralrat der Konfessionsfreien, bei der EU Fundamental Rights Agency, den Skeptikern, den Effektive Altruisten und diversen Menschenrechtsorganisationen sowie Beirat in der Österreichischen Gesellschaft für ein humanes Lebensende.

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