Der absolute Zufall | Von der Quantenmechanik zur Willensfreiheit

Sind wir Marionetten die nur glauben frei entscheiden zu können? Oder sind wir Menschen die jeden Augenblick nach unserer Façon leben können?

1 Willensfreiheit und Determinismus

Menschen unterliegen gewissen Zwängen. Der Notwendigkeit zu atmen, zu trinken und zu essen können wir uns nur kurzzeitig entziehen. Menschen brauchen auch die Interaktion mit anderen Menschen. Diese und viele andere Zwänge beeinflussen das Handeln. Jeder Mensch kann jedoch in einem gewissen Rahmen entscheiden, in welchem Ausmaß und wann man diesen Zwängen nachgibt. Zusätzlich hat jeder Mensch noch Neigungen, denen er nachkommen möchte. Die Möglichkeit sich für oder gegen eine Handlung zu entscheiden, bezeichnet man als Handlungsfreiheit.

Entspringen diese Handlungen dem Willen des Menschen? Oder sind diese Handlungen wie auch der Wille derart vorherbestimmt, dass man sie vorhersagen bzw. berechnen könnte, wie man die Flugbahn einer Gewehrkugel berechnet? Das ist die Frage, die sich die Philosophie stellt. Sie ist verbunden mit der Frage, ob alle Naturvorgänge vorherbestimmt sind oder nicht. Wenn man annimmt, dass die Naturgesetze sich in die Zukunft mit beliebiger Genauigkeit extrapolieren lassen, dann ist alles, was passiert, vorherbestimmt. Wenn man den Bewegungszustand jedes Teilchens im Universum wüsste, alle Naturgesetze wüsste und einen gigantisch schnellen Computer hätte, könnte man in einem deterministischen Universum die Zukunft vorhersagen. Wenn das Universum deterministisch wäre, dann könnte man nicht nur sie Zukunft vorhersagen, auch die gesamte Geschichte hätte so passieren müssen. Jeder schöne Tag, jeder schlechte Tag, jeder Glücksmoment, wie jede schlechte Zeit, jeder Regentropfen, jeder Moment der Weltgeschichte, der Bau der Pyramiden, das Römische Reich, die Entdeckung Amerikas, der zweite Weltkrieg, dessen Massenmorde, die Atombomben, jede Vergewaltigung, jeder Mord – alles vorherbestimmt.

Wenn das alles jedoch schon am Beginn des Universums feststand, wie kann es Handlungsfreiheit oder einen freien Willen geben? In einem deterministischen Universum ist Willensfreiheit nur eine Illusion. Unsere Neigungen und unser Wille sind ebenso vorherbestimmt wie der Zeitpunkt, an dem wir diesen Neigungen nachgeben. Ob ein wirklicher freier Wille möglich ist, hängt davon ab, ob die Welt deterministisch ist oder nicht.

2 Information Radioaktivität und Zufall

Als 2004 ein Tsunami weltweit jenseits von 200 000 Menschenleben kostete, war man der Meinung, dass man durch ein Frühwarnsystem einen Großteil der Menschen vor ihrem Tod hätte bewahren können. Sie hätten Zeit gehabt, höhere Orte aufzusuchen. Man könnte die Zukunft beeinflussen, wenn man genug Information hätte. Aus der subjektiven Sicht eines jeden Individuums passieren Ereignisse zufällig. Diese Art von Zufall ist relativ. Er wird durch einen Mangel an Information verursacht. Bei vollständiger Information und natürlich auch der Möglichkeit diese Information zu verarbeiten und dadurch sich der Konsequenzen gewahr zu werden, verschwindet der relative Zufall. Man könnte einem „zufällig“ herunterfallenden Dachziegel ausweichen.

Gemäß der klassischen Physik hat jede Wirkung eine oder mehrere Ursachen. Außerdem wird bei absolut gleichen Wirkungen immer das gleiche Ergebnis erwartet. Wenn zwei Versuchsaufbaue, dann doch kein gleiches Ergebnis liefern, erklärt man das mit einem Mangel an Information. In dieser Hinsicht ist es ein Problem für die klassische Physik, den Zerfall eines radioaktiven Atomkerns zu erklären.

Der Zerfall von einem Kilogramm Caesium137 erfolgt nach dem Zerfallsgesetz derart genau, dass man buchstäblich eine Uhr damit betreiben könnte. Die C14Methode und andere verwandte Methoden zur Altersbestimmung machen genau das. Obwohl die Vorhersage, wann ein gewisser Anteil dieses Caesium137 zerfallen sein wird, sehr präzise ist, ist es unmöglich vorherzusagen, wann jedes einzelne dieser Atomkerne zerfällt. Man hat keine Möglichkeit, diesen Zerfall zu beeinflussen. Hohe Temperaturänderungen vermögen den Zerfall weder zu beschleunigen noch zu verlangsamen. Das Gleiche tritt auf den Druck zu. Ob 1000 bar oder ein Millionstel bar, der Zerfall wird davon nicht beeinflusst. Man kann das Caesium137 auch mit anderen Elementen verbinden. Aber egal welche Verbindung man herstellt. Der Zerfall wird davon nicht beeinflusst.

Dieses Phänomen ist grundlegender Teil der Quantenmechanik: Die Summe der Ereignisse kann sehr genau berechnet werden, dass Einzelereignis entzieht sich jeder Vorhersage. Um den Determinismus zu retten, wurde die Theorie erdacht, dass es innere, versteckte Variablen gäbe, die jedes Mal anders wären, wenn das Experiment ein anderes Ergebnis lieferte.

Der Vergleich von Menschenleben mit der Existenzdauer von beispielhaft Caesium137 zeigt, wie man sich solche inneren Variablen vorstellen könnte und was deren Konsequenz wäre. Angenommen man nimmt 100 000 Menschen und 100 000 Caesium137 Kerne. Alle sollen zum selben Zeitpunkt entstanden sein. Nun wartet man 30 Jahre. Das ist genau die Halbwertszeit der Caesiumkerne. Daher gibt es nur mehr 50 000 der Caesiumkerne. Gemäß den Sterbetafeln der Statistik Austria für das Jahr 2022 würden noch 98 864 Menschen leben. Auch wenn es kleine statistische Unsicherheiten gibt, sind diese Zahlen genau genug. Man erkennt, dass von den Menschen fast alle noch leben.

Abb. 2: Die Existenzdauer von Menschen und Caesium-137. Die Statistik hört beim Menschen bei 100 Jahren auf. Menschen die älter als 110 Jahre alt werden sind heutzutage allgemein namentlich bekannt und werden auf Wikipedia gelistet.

Wartet man weitere 30,17 Jahre, gibt es nur mehr 25 000 Caesiumkerne. Aber es gibt noch 91 903 Menschen, die das Lebensalter von 60 Jahren erreichen. Angesichts der Zahlen sind die Menschen wahrscheinlich froh, keine Caesiumatome zu sein.

Wartet man weitere 30 Jahre, also 90 Jahre insgesamt, gibt es noch 12 500 Caesiumkerne und 19 385 Menschen. Innerhalb dieser Zeitspanne haben die Menschen gewaltig aufgeholt. Die Freude kein Caesiumkern zu sein, schwindet immer mehr.

Nach insgesamt 120 Jahren gibt es noch 6250 Caesiumkerne aber wahrscheinlich keinen Menschen mehr. Es scheint eine Altersgrenze zu geben, die man nicht überschreiten kann. Es gibt in einem Land mehr Lottogewinner in einem Jahr als Leute mit einem Lebensalter von über 110 Jahren. Es gibt nur einen dokumentierten Fall eines Menschen, der das Lebensalter von 120 Jahren überschritten hat: Die Französin Jeanne Louise Calment, geb. 21. Februar 1875 in Arles, gest. 4. August 1997 ebenda.

Abb. 3: Die Zerfallswahrscheinlichkeit für das nächste Jahr bleibt für Caesium-137 stets gleich. Beim Menschen steigt die entsprechende Sterbewahrscheinlichkeit exponentiell. Im 71-ten Jahr kreuzen sich die Wahrscheinlichkeiten. Die extrapolierte Trendlinie der Sterbewahrscheinlichkeit des Menschen erreicht bei ca. 108 Jahren die Wahrscheinlichkeit 1. Nur ganz seltene Ausnahmen werden älter.

Der Kern des Problems offenbart sich, wenn man das Experiment abändert. Es werden zu Beginn nicht nur die 100 000 Menschen und Atomkerne erzeugt, sondern auch ein riesiger schier unerschöpflicher Vorrat von beidem. Dann, anstatt passiv zu warten, werden jedes Mal nach der Halbwertszeit des Caesiums alle Ausfälle aus dem Vorrat ersetzt, sodass es wieder 100 000 Menschen bzw. Atomkerne sind. Beim Caesium zeigt sich immer das gleiche Bild: 100 000 Kerne, exponentielle Abnahme auf 50 000, Sprung auf 100 000 Kerne. Bei den Menschen muss beim ersten Mal zunächst nur wenig ersetzt werden. Beim zweiten Mal etwas mehr. Beim dritten Mal sehr viel. Ein viertes Mal gibt es nicht mehr. Selbst die Menschen im Vorrat sind alle tot. Die Menschen sind alt geworden und gestorben. Die Kerne bleiben ewig „jung“ und „sterben“ aus heiterem Himmel. Menschen haben am Ende ihrer Chromosomen sogenannte Telomere. Diese bestehen aus sich wiederholenden Abfolgen gleicher DNA. Diese Telomere stabilisieren die Chromosomen. Im Laufe des Lebens werden diese Telomere abgebaut. Die DNA wird zunehmend instabil. Die Folgen sind Alterskrankheiten und schließlich der unausweichliche Tod.

Während die Wahrscheinlichkeit des Caesiums, im kommenden Jahr zu zerfallen, immer gleichbleibt, steigt die Sterblichkeitsrate beim Menschen mit dem Alter, bis sie schließlich 100 % erreicht. Das ist der Unterschied zwischen Atomkernen und Menschen: Wir haben in uns die Information über unser Alter gespeichert. Kerne „wissen“ nichts über ihr Alter. Sie sind immer „Neugeborene“. Die logische Folgerung ist, dass es weder äußerliche noch innerliche Ursachen für den Zerfall eines radioaktiven Kerns gibt. Sie zerfallen spontan, zufällig und ohne Ursache.

3 Der Tod des Determinismus

In einer deterministischen Welt gibt es eine Vergangenheit, eine Gegenwart und eine Zukunft. Alle Ereignisse sind vorhersehbar, wenn man alle Ursachen kennt. Die Gegenwart wird von der Vergangenheit bestimmt. Die Gegenwart bestimmt die Zukunft – zu jeder Zeit ist bestimmt, was an einem bestimmten Ort passiert.

Aber nicht alle Ereignisse der Gegenwart beeinflussen alle Ereignisse der Zukunft. Wenn ein Ereignis eintritt, kann man sich eine virtuelle Kugel vorstellen, die sich mit Lichtgeschwindigkeit ausbreitet. In dieser Kugel können andere Ereignisse beeinflusst werden. Außerhalb nicht.

Angenommen, ein einziges Ereignis kann nicht von dieser deterministischen Welt vorhergesagt werden, weil es durch absoluten Zufall entstanden ist. Innerhalb der virtuellen sich lichtschnell ausbreitenden Kugel, die von diesem Ereignis ausgeht, wäre die Welt nicht mehr vom ursprünglichen Universum vorhersagbar. Jeder Atomkern, der zerfällt, zerstörte ein solches deterministisches Universum, wenn es überhaupt existierte.

Max Plank, Albert Einstein und Louis de Broglie wandten sich von der Quantenmechanik ab, obwohl sie bedeutende Beiträge dazu geliefert hatten. Plank zeigte, dass Licht in Paketen“ abgegeben wird, aber meinte, das wäre nur ein mathematischer Trick. Einstein wies nach, dass die Pakete real sind. De Broglie, der zeigte, dass Quantenmechanik nicht nur das Licht betritt, sondern die gesamte Materie. Sie wussten, dass entweder die Quantenmechanik gültig ist oder der Determinismus. Die Quantenmechanik ist nicht nur für den Zerfall von radioaktiven Kernen „zuständig“, sondern sie ist die Grundlage aller Naturvorgänge. Daher ist das Universum keine deterministische Welt mit ein paar Störprozessen, sondern alle Vorgänge sind auf nanoskopischer Ebene indeterministisch.

Lange wehrten sich viele Physiker gegen den Indeterminismus der Quantenmechanik. Die These war, dass es innere, lokale, versteckte Variablen gäbe, deren man nicht habhaft werden könne. Man versuchte mit diesem Argument, den absoluten Zufall zu einem Subjektiven zu machen, da uns die Information fehle, den Zeitpunkt eines radioaktiven Zerfalls zu bestimmen, aber diese Information existierte. Es wurde ein Test für diese These erdacht. Die sogenannte Bellsche Ungleichung ist bei klassischen und deterministischen Ereignissen nie verletzt, bei indeterministischen aber schon. Als diese Tests zeigten, dass der absolute Zufall existiert, wurden verschiedene Schlupflöcher erdacht, die die Tests für ungültig erklärten. Es wurden neu Tests erdacht und durchgeführt, die ein Schlupfloch nach dem anderen schlossen. Seit 2015 gibt es schlupflochfreie Tests, sodass der Determinismus endgültig widerlegt ist.

4 Kleine Ursache, große Wirkung

Manche Philosophen meinen, dass die Abmessungen, auf der die Quantenmechanik ihre Wirkung zeigt, zu klein sind, um auf makroskopischer Ebene relevant zu sein. Die Unterschiede mittelten sich aus, sodass nichts bliebe vom Zufall auf der nanoskopischen Ebene, egal ob er subjektiv oder absolut wäre.

Um zu klären, bei welchen Massen noch quantenmechanische Effekte wirken, wurden Doppelspaltexperimente gemacht. Bei solchen Experimenten wird eine Welle oder ein Teilchenstrahl auf zwei eng nebeneinanderliegender Spalte geschickt. Hinter dem Doppelspalt zeigt sich ein Interferenzmuster. Dieses Muster ist für Wellen und Teilchen unterschiedlich. Gemäß der Quantenmechanik ist jegliche Materie sowohl Welle als auch Teilchen. Je schwerer ein Teilchen ist, umso mehr zeigen sich die Teilcheneigenschaften und umso weniger hat der absolute Zufall seine Hand im Spiel.

Abb. 4: Bei einem Doppelspaltversuch ergibt sich für Wellen ein charakteristisches Interferenzmuster, welches Teilchen nicht zeigen.

Obwohl es Doppelspaltexperiment heißt und anhand dieses einfachen Versuchsaufbaus das Experiment gut erklären und demonstrieren lässt, werden in der Praxis nicht zwei, sondern viele Spalte genommen. Ein solches, sogenanntes Interferometer liefert ein schärferes Bild.

Abb. 5: Jede einzelne Interaktion hinterlässt eine Schwärzung auf dem Bildschirm hinter einem Doppelspalt. Das linke Bild er-gibt sich bei einer Welle. Das Interferenzbild zeigt eine deutliche Bänderung. Das rechte Bild ergibt sich bei einem Teilchenstrahl. Wellen können sich in gewissen Orten auslöschen, Teilchen können das nicht, daher gibt es hier keine Bänderung.

Wenn sich ein Interferenzmuster mit vielen Maxima und Minima wie bei einer Welle ergibt, dann ist das Wirken der Quantenmechanik nachgewiesen. Die Minima können nur entstehen, wenn ein Wellenberg auf ein Wellental tritt und sie sich gegenseitig auslöschen. Bei Teilchen kann es diesen Effekt nicht geben.

Eines der größten das durch das Interferometer geschickt Moleküle, C707H260F908N16S53Zn4, bestand aus über 41 000 Protonen, Neutronen und Elektronen. Dieses riesige Molekül zeigte noch Welleneigenschaften.

Das bedeutet, dass bei den viel kleineren Bausteinen des Lebens, den Nukleosiden, die Quantenmechanik auf jeden Fall wirkt. Sie sind die Grundeinheiten der DNA und haben eine molare Masse von 240-290 g/mol. Wenn diese Moleküle in die DNA eingebaut werden, gibt es immer wieder Fehler beim Kopieren. Da sich dieser Vorgang in dem Größenbereich der Quantenmechanik abspielt, sind die Fehler vom absoluten Zufall betroffen. Solche Fehler können egal sein. Rund ein Drittel sind es. Der größte Teil führt zum sofortigen Tod der Zelle. Die Zellen sterben sofort, indem sie sich von innen selbst aufschlitzen. Manche Fehler führen zum langsamen Tod des Körpers, wenn zum Beispiel ein Tumor entsteht. Bei anderen entstehen alle möglichen Arten von Erbkrankheiten, wenn es die Keimlinie betritt. Ganz selten erweist sich ein Fehler als positiv. Ein Fehler, der die Nachkommen derart verändert, dass die betroffenen Individuen mehr Nachkommen haben die mehr Nachkommen haben. Der Mensch ist wie alle anderen Tiere und Pflanzen das Produkt vieler Fehler – glorreicher Fehler, aber Fehler.

Abb. 6: Der phylogentische Baum zeigt grob die vielen Abzweigungen, die das Leben genommen hat. Jede Abzweigung ist ein Bündel von Kopierfehlern. LUCA bedeutet Last Universal Common / Cellular Ancestor, auf deutsch: der zellulare Urvorfahr aller Lebewesen.

Auf diese Weise können kleinste Unsicherheiten eine große Auswirkung auf die Weltgeschichte haben. Eine kleine Mutation, die eine kleine Verbesserung bringt, welche sich von Generation zu Generation immer mehr ausbreitet. Irgendwann kommen zwei oder mehr vorteilhafter Mutationen zusammen, die einen synergistischen Effekt haben. Die Population nimmt eine andere genetische Richtung als eine Population der gleichen Art jenseits des Flusses, des Gebirges oder einer anderen natürlichen Grenze. Das ist Evolution. Sie fängt klein an und nichts mittelt sich bei diesem Vorgang aus. Aus der Sicht des Gens heißt es make or break – alles oder nichts.

Doch auch bei anderen Gelegenheiten können kleine Veränderungen große Wirkung zeigen. Ein Gedanke im Gehirn hat molekulare Wurzeln. Selbst wenn ein Gedanke unausweichlich ist, kann es einen Unterschied machen, ob er einen Augenblick früher oder später kommt. Als z. B. der Mathematiker Évariste Galois im 22. Lebensjahr wegen eines Pistolenduells starb, kam es auf die hundertstel Sekunde darauf an, wann er und sein Gegner den Abzug betätigten. Was hätte Galois noch zur Mathematik beitragen könne? Man kann nur spekulieren.

Oder was wäre gewesen, wenn der Kriegsheld Henry Tandy am 28. September den deutschen Soldaten, der ihm vor die Flinte gelaufen war, erschossen hätte. Stattdessen senkte er sein Gewehr und ließ ihn laufen. Beide haben einander in die Augen gesehen. Der deutsche Soldat war Hitler, der Verursacher des verlustreichsten Krieges der Weltgeschichte und des Holocausts.

In jungen Jahren wurde Temüdschin von seinen Gegnern gefangen genommen und versklavt. Er sollte ursprünglich seinem Vater als Khan nachfolgen. Den Gegnern reichte schließlich nicht, dass er Sklave war. Sie wollten ihn hinrichten. In der Nacht vor der Hinrichtung verhalf ein Junge der Gegner ihm zur Flucht. Temüdschin wurde später Dschingis Khan genannt. Er und seine Nachkommen eroberten ein Reich, das von Europa nach Asien reichte. Auch wenn dieses Reich bald zerfiel, waren die Nachfolgereiche riesig, von langer Beständigkeit und einflussreich. So befand sich auch das Mogulreich darunter.

Zu Beginn kleine Unterschiede können sich ausmitteln, aber sie können auch ein Gamechanger werden. Wenn Philosophen den Einfluss der Quantenmechanik beiseiteschieben, tun sie das zu Unrecht.

5 Naturgesetze vs. Zufall

Wenn der Zufall derart grundlegend für alle Naturvorgänge ist, stellt sich die Frage, wie sich überhaupt irgendetwas berechnen lässt. Oder noch anders gefragt, wieso gibt es eine Zukunft?

Die Frage lässt sich anhand von Münzwürfen klären. Jeder einzelne Münzwurf ist zufällig. Aber wenn man mehrmals eine Münze wirft, sind nicht alle möglichen Kombinationen gleich wahrscheinlich. Bei der folgenden Reihe von Beispielen werden die 10 %Umgebungen um den Mittelwert vom höchsten und niedrigsten Wert miteinander verglichen.

Abb. 7: Je größer die Grundgesamtheit ist, desto genauer kann das Ergebnis vorher gesagt werden. Die hier dargestellten Grö-ßenverhältnisse geben die wahren Proportionen nicht wieder, da sonst das Format der Seite überschritten würde.

  • Bei 2 Würfen ist es wahrscheinlicher, dass einmal Kopf kommt als zwei Mal Kopf oder kein Mal Kopf.
    Die Wahrscheinlichkeit liegt genau bei 50 %.
  • Bei 20 Würfen ist die Wahrscheinlichkeit, dass 9, 10 oder 11 Mal Kopf kommt, leicht unter 50 %.
  • Bei 200 Würfen ist die Wahrscheinlichkeit, dass 90 bis 110 mal Kopf kommt schon rund 86 %.
  • Bei 2.000 Würfen ist die Wahrscheinlichkeit für 900 bis 1100 Mal Kopf bei 99,9993 %.
  • Bei 20.000 Würfen ist die Wahrscheinlichkeit praktisch 1 für 9000 bis 11 000 Mal Kopf.
  • Das gleiche Ergebnis kommt bei 200.000 Würfen.

Der Wert, auf den es ankommt, ist die Standardabweichung. Sie ist ein Maß für die Streuung um den maximalen Wert, den Erwartungswert. Sie steigt bei einer Verhundertfachung der Anzahl der Würfe nur um das 10fache. Das heißt, in Relation zur Höhe des Peeks wird der Peek immer schmaler.

Für Laien erscheint die Zahl 200 000 groß, aber für Chemiker ist sie lächerlich gering. In der Chemie wird mit Mol gerechnet. Das ist eine Zähleinheit wie das Dutzend, aber viel größer: 6,022 × 1023 Teilchen. 18 g Wasser enthalten 1 mol Wassermoleküle. Das ist ungefähr ein Schluck. Wenn ein Mensch die Superfähigkeit hätte, 1000 Moleküle pro Sekunde zu zählen, hätte er seit dem Urknall 0,013 g oder drei kleine Tropfen ausgezählt oder 0,7 Promille des Schlucks Wasser.

Je mehr Teilchen an einem Vorgang teilnehmen, umso genauer kann das Ergebnis vorhergesagt werden. Die Zahl der Teilchen selbst eines Staubkorns ist derart riesig, dass der Platz für Wahrscheinlichkeit nur mehr theoretisch ist.

Dies ist als Gesetz der großen Zahlen bekannt. Es ist das Gesetz, das erklärt, warum auf der chaotisch zufälligen Bühne der Quantenmechanik es Gesetze gibt, die die Flugbahn von Projektilen berechenbar machen. Warum der Eintritt von Sonnenfinsternissen über Jahrtausende hinweg auf Minute und Kilometer genau berechnet werden können. Die Gesetze der klassischen Mechanik sind statistische Mittelwerte.

6 Zukunft der Götter

Vor der Relativitätstheorie wurde die Zeit als eine Linie dargestellt. Die Gegenwart war ein Punkt, der Vergangenheit und Zukunft trennte. Mit der Relativitätstheorie änderte sich diese Sichtweise.

Es gibt Ereignisse. die raumartig zueinander sind. Das heißt, sie haben keine Möglichkeit einander zu beeinflussen. Licht hätte nicht die Möglichkeit von einem Ereignis zum anderen zu kommen, selbst wenn dazwischen kein Gegenstand ist. Die Zeitlinie wird zu einem Doppelkegel.

Abb. 8: Der Lichtkegel der Relativitätstheorie. In Relation zum Beobachter sind die Ereignisse innerhalb des Doppelkegels zeitartig, außerhalb sind sie raumartig. Ereignisse genau auf der Oberfläche des Doppelkegels sind lichtartig.

Die Quantenmechanik ändert diese Vorstellung. Sowohl die Klassische Mechanik als auch die Relativitätstheorie sind deterministisch. Für sie ist die Zukunft schon existent. Sie wird so passieren, wie es vorherbestimmt ist. Der Determinismus lässt keine Alternative zu. Die Quantenmechanik hat Vorstellung einer Zukunft destruiert. Es gibt keine Zukunft. Es gibt keine Vorsehung. Niemanden, der besser wüsste als die Statistik, was kommen wird.

Religionen und Ideologien haben keine Basis mehr. Für Freidenker haben sie das nie gehabt. Aber es gibt auch eine Denkrichtung im atheistischen Formenkreis, die ihre Basis dadurch verliert. Der Agnostizismus geht davon aus, dass die Existenz eines Gottes weder beweisbar noch widerlegbar ist.

Aber diese Aussage ist in mehreren Dimensionen falsch. Ein Fehler liegt in der unreflektierten Übernahme des Begriffes „Gott“.

In der Wissenschaftstheorie wird zwischen Existenzsätzen und Allsätzen unterschieden. Die Behauptung: Es gibt Mickey Mouse ist ein Existenzsatz. Selbst wenn man an Millionen Plätzen Mickey nicht findet, ist das kein Beweis für dessen Nichtexistenz. Aber durch einen einzigen Fund wäre ihre Existenz bewiesen. Existenzsätze können nicht widerlegt werden.

Allsätze müssen immer stimmen. Alle Metalle sind gute elektrische Leiter, ist ein Allsatz. Ein einziges Metall, dass kein guter elektrischer Leiter ist, würde diesen Allsatz widerlegen. Aber Millionen positiver Beispiele können ihn nicht beweisen.

Existenzsätze können nicht widerlegt werden, Allsätze können nicht bewiesen werden.

Es gibt verschiedene Gottesbilder. Manche Menschen gehen von einem Schöpfergott aus, der sich nicht mehr um seine Schöpfung schert. Für andere sind Götter mächtige Wesen, die uns je nach Laune und Charakter helfen oder schädigen. Solche Gottesbilder sind Existenzsätze. Sie sind nicht widerlegbar.

Es gibt jedoch auch Menschen, die ihre Gottesbilder mit Allsätzen ausstatten: Gott wäre allwissend, allmächtig, allgütig, allbarmherzig, allgerecht, allweise usw. Das sind jene Gottesbilder, die die Menschheit am meisten in menschenvernichtende Katastrophen gestürzt haben. Und sie sind widerlegbar.

Die Quantenmechanik widerlegt die Möglichkeit von Allwissen. Allwissen ist intrinsischer Teil von Allmacht. Daher kann es auch keine Allmacht geben. Agnostiker müssen sich entscheiden: Entweder Quantenmechanik oder der Allmächtige. Es gibt keinen Mittelweg.

Für die meisten Leute ist die Quantenmechanik so fern wie eine andere Galaxis. Es gibt jedoch noch eine andere Widerlegung des Allgottes. Der liebe Gott wird als allgütig und gleichzeitig allmächtig dargestellt. Angesichts der vielen Übel auf der Welt, kann es diese Kombination nicht geben. Jeder Mensch würde ein Baby, dass über die Straße krabbelt, vor einem herannahenden Auto retten. Viele Menschen würden sogar ihr eigenes Leben aufs Spiel setzen. Aber der liebe Gott hat nichts getan, als ein Tsunami am 26.12.2004 über 200 000 Menschen tötete. Da waren auch viele Babys dabei, die in den Wasser-, Schlamm- und Geröllmassen elendiglich erstickt und zerdrückt wurden. Ein lieber, allmächtiger Gott hätte sich nicht opfern müssen. Kein Risiko für seine Existenz.

Wer angesichts dessen noch immer eine Existenz eines Gottes für möglich hält, verschließt sich gegenüber jedem Argument. Der Allgott ist schon längst widerlegt. Die anderen Gottesbilder sind viel harmloser. Geschätzt 90 % der Religionsopfer gehen auf das Konto von Allgöttern – ob sie Gott der Christen, der Moslems, der Nationalsozialisten oder Stalinisten sind, ob sie Gott, Allah, Mutter Natur oder Vorsehung genannt werden, das sind die Gottesbilder, die der Welt weitere Katastrophen hinzufügen.

Nun sag’, wie hast du’s mit der Religion?
Du bist ein herzlich guter Mann,
Allein ich glaub’, du hältst nicht viel davon.

So ist es. Und keiner sollte einen Pfifferling darauf geben. Die Zukunft der Götter sollte in der Vergangenheit liegen: Eine historische Epoche, in der erwachsene Menschen Märchen für wahr hielten und bereit waren andere Menschen dafür zu töten.

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Dipl.-Ing. Karl Linek

Dipl.-Ing. Karl Linek lebt in Wien. Er gehört dem Freidenkerbund Österreich an, assoziiert mit der European Humanist Federation. "Immer noch trifft man auf Erstaunen und Ablehnung, wenn man sich als Atheist outet. Im kompromisssüchtigen Österreich hat man gefälligst höchstens Agnostiker zu sein, wenn man schon nicht der Masse der raunzend unzufriedenen Taufscheinkatholiken angehören will. Vernunft und eine gesunde Skepsis sind immer noch wenig angesehen, wenn es um weltanschauliche Belange geht. Aberglauben, dem das Aber fehlt, wird immer noch gehuldigt."

4 Responses

  1. Ein großartiger Artikel! Die Ausführungen haben mich an Epikurs Gedanken zum freien Willen und dem Zufall erinnert. Epikur glaubte nicht an die Götter seiner Zeitgenossen. Er entwickelte die Gedanken von Demokrit zu den Atomen und deren Bewegungen weiter. Anders als Demokrit meinte er, dass es in den regelmäßigen Atombewegungen kleinste spontane und unvorhersehbare Abweichungen gibt. Diese sollen die menschliche Willensfreiheit ermöglichen, also einen Willen, der nicht völlig durch einen strengen Determinismus gebunden ist. Man stelle sich das vor, wir reden von einer Zeit vor ca. 2300 Jahren. Und schon damals hat man die Zufälligkeiten in den Atombewegungen mit dem freien Willen in Verbindung gebracht.

  2. Karl Linek sagt:

    Antwort auf Manfred Mühlbacher:
    „– Nicht alle quantenmechanischen Prozesse sind in-deterministisch.“
    Die Unschärferelation macht alle Vorgänge indeterministisch. Wenn man Ort und Impuls von Teilchen nicht gleichzeitig genau messen kann, sind alle Vorgänge indeterministisch. Da gleiches auch für das Paar Energie und Zeit gilt, ist der Indeterminismus generell vorgegeben.

    „Some interpretations, like Bohmian mechanics, propose determinate underlying states[2].“
    Sie ist gescheitert.

    „Indeterminacy primarily arises during measurement when the wave function collapses to a specific outcome, reflecting probabilistic rather than deterministic behavior[5].“
    Mir ist bewusst, dass der Entwicklungsprozess ohne Interaktion deterministisch ist, aber wie soll die Welt existieren ohne Interaktion? Jedes Teilchen wäre für sich allein im Universum. Jede Interaktion ist ein Messprozess.

    Dass Fehler beim transkribieren von DNA passieren ist evident, denn sonst gäbe es keine Evolution. Ebenso ist evident, dass diese Vorgänge in einem extrem kleinen Maßstab passieren. Ebenso evident ist, dass auf dieser Größenskala die Quantenmechanik wirkt. Das, und nichts anderes, haben die von mir erwähnten Streuexperimente bewiesen. Auch wenn sowohl Streuexperimente und radioaktiver Zerfall anders sind, sind sie doch quantenmechanische Prozesse. Und das sind auch alle chemischen Prozesse. Der Behauptung, dass in diesem Fall der Indeterminismus der Quantenmechanik verschwinden würde, fehlt jede Grundlage.

    „Therefore, it is not accurate to argue that nucleoside-DNA interactions are indeterminate in the same way as radioactive decay.“
    Nette Formulierung. Nur das ist nicht die Aussage, die ich getroffen habe. „in the same way“ habe ich nie behauptet. „But nevertheless indeterministic“. Haben Sie diese Aussage von einer KI generieren lassen? Schaut für mich so aus.

    „The interaction of nucleosides with DNA and the tunneling of subatomic particles in radioactive decay are fundamentally different processes.“
    Nein, sind sie nicht. Sie sind anders, aber nicht fundamental anders. Wenn chemische Bindungen getrennt und andere geknüpft werden, ist es ein quantenmechanischer Prozess.

    Mir kommt die Diskussion um den Indeterminismus vor wie die Diskussion über Evolution und über die Relativitätstheorie. Man will sie nicht wahr haben und negiert die Fülle an Beweisen. Warum? Weil all diese Theorien Gott als Märchenfigur abstempeln.

    • Manfred Mühlbacher sagt:

      Vielen Dank für Ihre Klarstellungen.

      Um Missverständnissen vorzubeugen: Mein Kommentar zielte nicht darauf ab, den prinzipiellen Indeterminismus der Quantenmechanik in Frage zu stellen. Da wäre ich allein auf weiter Flur, wenn ich die Kopenhagener Interpretation umdeuten wollte.

      Was mich jedoch weiterhin interessiert, ist, wie man begründen könnte, dass das beobachtete Wellenverhalten von C707H260F908N16S53Zn4 (https://idw-online.de/de/news724017) im Interferometer-Experiment – das mit einem Molekularstrahl im Ultrahochvakuum durchgeführt wurde – auch für biochemische Reaktionsmechanismen in lebenden Zellen (bei feuchten Bedingungen, Normaldruck und hohen Konzentrationen unterschiedlichster Reaktionspartner) gilt. Und zwar ohne Verweis auf die Kopenhagener Interpretation.

      Nachtrag zu den Göttern:

      Meine Absicht war es nicht, für eine göttliche Vorsehung zu argumentieren, denn als kritischer Rationalist und Naturalist nehme ich gegenüber den tausenden anthropomorphen Göttern aller Religionen eine atheistische Position ein. Jeder dieser Götter besitzt logisch widersprüchliche Eigenschaften und zeigt empirisch keine Evidenz, weshalb ich alle diese Götter für nicht existent halte.

      Mit dem quantenmechanischen Zufall zu argumentieren halte ich nicht für geeignet, jemanden vom Glauben an die Existenz von Göttern abzubringen. Zwar werden „Religionen und Ideologien keine [naturwissenschaftliche] Basis mehr haben,“ aber dennoch Gründe für die Existenz ihrer Götter (er)finden. So sinniert zum Beispiel der bekannte Physik-Nobelpreisträger Anton Zeilinger über den absoluten Zufall als Möglichkeit für göttliches Handeln (https://www.diepresse.com/1379827/zufall-ist-wo-gott-inkognito-agiert). An anderer Stelle meint er provokant, dass der Zufall etwas sei, „wo nicht einmal der liebe Gott weiß, wie die Sache ausgehen wird“ (https://www.youtube.com/watch?v=58s4MlzopE8).

  3. Manfred Mühlbacher sagt:

    Vielen Dank für die tolle Übersicht und die klare Darstellung der Materie.

    Ich habe allerdings einige Zweifel an der Gültigkeit Ihrer Schlussfolgerung, dass bei der Interaktion von Nukleosiden mit DNA in-deterministische Prozesses im Spiel sein könnten.

    1. Sie sagen richtig, dass der radioaktive Zerfall absolut in-deterministisch und ein ‚grundlegender Teil der Quantenmechanik‘ ist.
    Kritik:
    – Nicht alle quantenmechanischen Prozesse sind in-deterministisch.
    – Der Prozess des radioaktiven Zerfalls unterscheidet sich grundlegend von den Vorgängen bei der Nukleoside-DNA Interaktion

    2. Sie führen das Wellenverhalten von C707H260F908N16S53Zn4 im Interferometer (Doppelspaltexperiment) als Beleg dafür an, dass dabei quantenmechanistische Phänomene beteiligt sind.
    Kritik:
    Beim Doppelspaltexperiment läuft ein komplett anderer Prozess ab als bei den Vorgängen der Nukleoside-DNA Interaktion

    Ich habe dazu https://www.perplexity.ai befragt und nachstehende Antworten erhalten:

    Are all quantum mechanical processes indeterminate?

    Perplexity: Not all quantum mechanical processes are indeterminate. Quantum indeterminacy refers to the inherent uncertainty in predicting the exact outcome of a measurement in quantum systems, as described by probability distributions[1]. However, this does not mean all processes are indeterminate. Some interpretations, like Bohmian mechanics, propose determinate underlying states[2]. The Schrödinger equation itself is deterministic, governing the evolution of quantum states over time[3]. Indeterminacy primarily arises during measurement when the wave function collapses to a specific outcome, reflecting probabilistic rather than deterministic behavior[5].

    Citations:
    [1] https://en.wikipedia.org/wiki/Quantum_indeterminacy
    [2] https://philarchive.org/archive/GLIAQI
    [3] https://arxiv.org/html/2409.10601v1
    [4] https://academic.oup.com/book/5133/chapter-abstract/147731970?login=false&redirectedFrom=fulltext
    [5] https://www.linkedin.com/pulse/probability-indeterminacy-quantum-mechanics-ali-hamadeh
    [6] https://www.sciencedirect.com/topics/computer-science/quantum-mechanical-system

    Can the interactions of Nucleosides with DNA be compared with the tunneling of subatomic particles during radioactive decay thus arguing that nucleoside-DNA interactions are indeterminate in the same way as radioactive decay?

    Perplexity: The interaction of nucleosides with DNA and the tunneling of subatomic particles in radioactive decay are fundamentally different processes. Radioactive decay is inherently indeterminate due to quantum mechanics, where the exact timing of decay is unpredictable[6]. In contrast, the interaction of nucleosides with DNA involves biochemical processes that are governed by specific molecular interactions and biochemical pathways[1][3]. These interactions are not inherently indeterminate like quantum tunneling but are influenced by various factors such as molecular structure and environmental conditions. Therefore, it is not accurate to argue that nucleoside-DNA interactions are indeterminate in the same way as radioactive decay.

    Citations:
    [1] https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC8774879/
    [2] https://www.cottongen.org/help/nomenclature/IUPAC_nt
    [3] https://accessmedicine.mhmedical.com/content.aspx?bookid=2355&sectionid=185844443
    [4] https://philarchive.org/archive/GLIAQI
    [5] https://www.tutorchase.com/notes/cie-a-level/physics/11-1-10-energy-in-a-and-b-decay
    [6] https://hilo.hawaii.edu/~ronald/310/Quanta.htm
    [7] https://arxiv.org/html/2409.10601v1
    [8] https://en.wikipedia.org/wiki/Quantum_indeterminacy

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